Adolph Freiherr Knigge (1752-1796): Klaviersonaten:

Adolph Freiherr Knigge gehört durch sein Buch "Über den Umgang mit Menschen" wohl zu den bekanntesten Personen überhaupt, da sein Ruf als vermeintlicher "Benimm-Apostel" seinen Namen schon als "der Knigge" sprichwörtlich gemacht hat. Dabei ist sein Buch als praktische Lebensphilosophie eines aufgeklärten Denkers des späten 18. Jahrhunderts zu verstehen, erst das 19. Jahrhundert entstellte diese Veröffentlichung bis zur Unkenntlichkeit zur bloßen Darstellung bürgerlicher Verhaltensnormen. Knigge war zu seiner Zeit ein äußerst politischer Zeitgenosse, der als Illuminat (Freimaurer) und später jakobinischen Idealen nahestehende Persönlichkeit zunehmend ins Abseits geriet und die letzten Jahre seines Labens als hannoverscher Oberhauptmann am Bremer Dom angestellt war, wo er sich äußerst intensiv um das bremische kulturelle Leben bemühte, indem er u. a. maßgeblich beteiligt am ersten stehenden Bremer Theater von 1792 war. In den frühen achtziger Jahren veröffentlichte der passionierte Musiker (Pianist und Fagottist) einige Klaviersonaten, von denen er später ironisch sagte, sie seien "auf starkem Papier gedruckt", und somit immerhin gut, um "Schuhe darin einzuwickeln".
(Text: Dr. Oliver Rosteck)